Forschungskolloquium Migration
Das Forschungskolloquium soll Studierenden aller Fachbereiche, die zum Thema Migration (& Gesundheit) arbeiten, die Möglichkeit bieten, ihre Arbeit vorzustellen und sich auszutauschen. Zudem dient das Kolloquium dem Erwerb von Forschungskompetenzen.
Wer? | Masterstudierende, Doktoranden und Medizinstudierende der Universität Heidelberg/ Mannheim |
Wo? | Psychologische Ambulanz, Thibautstraße 4, Altklinikum Bergheim |
Wann? | monatlich Freitags von 10-12h, 10.11./15.12./12.01./02.02. |
Kontakt: | Anmeldung und weitere Informationen: Claudia Beiersmann (beiersmann@uni-heidelberg.de) oder Sandra Ziegler (sandra.ziegler@med.uni-heidelberg.de) |
Flyer Invitation Colloquium
Erfahrungsberichte der Teilnehmer
1. Kolloquium „Migration (& Gesundheit)“ am 10.11.2017 von Lea-Anelyn Stock, Hebamme und Medizinstudentin
Das Kolloquium ist eine Veranstaltung für jeden, der sich gerne am Austausch von Perspektiven, Interessen und Wissen beteiligen möchte. Hier kommen Menschen aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammen um sich über Themen die im Zusammenhang mit Migration stehen auszutauschen. Begonnen wurde mit einer kurzen Einführung und Vorstellung der Ziele des Kolloquiums. Da nicht alle Teilnehmer Deutsch sprechen, wurde in der Gruppe beschlossen die Veranstaltungen in englischer Sprache zu gestalten. Es folgte eine Vorstellungsrunde, bei der man seinen Nachbarn/seine Nachbarin zuerst einmal etwas kennen lernen konnte, um sie/ihn anschließend der Gruppe vorzustellen. Während der Vorstellungsrunde war es schön zu sehen, was für ein bunter Kreis an Menschen zusammengekommen war, um das gemeinsame Interesse an Migration zu vertiefen. Die Teilnehmer/innen kommen mit unterschiedlichem Vorwissen in das Kolloquium, einige stammen aus dem Bereich der Sozialwissenschaften, wieder andere aus dem der Medizin. Die Einen erforschen die Menschen, die anderen die Sprachen und mit jeder neuen Vorstellung eines Teilnehmers wurde klar, dass hier Leute sitzen, die ein großes Interesse an anderen Menschen und Kulturen verbindet. Es folgte ein Vortrag über Migration und die Situation von Asylsuchenden in Deutschland, von Kayvan Bozorgmehr. Im Anschluss fand ein reger und informativer Austausch statt und ich bin sehr motoviert aus der Veranstaltung gegangen, mit neuen Ideen und Fragen im Kopf. Einige Teilnehmer werden Ihre Forschungsarbeiten in den folgenden Veranstaltungen vorstellen, einige sammeln noch Ideen für Ihre eigene wissenschaftliche Arbeit. Ich bin gespannt und freu mich auf die weiteren Treffen!
2. Kolloquium „Migration (& Gesundheit)“ und Besuch des PHVs am 15.12.17 von Tabea Mächtel, Soziologiestudentin
Eine Woche vor Weihnachten konnten wir als Teilnehmer des Forschungskolloquiums „Migration & Gesundheit“ die Erstaufnahmestelle im Patrick-Henry-Village (PHV), eine ehemalige Wohnsiedlung für US-amerikanische Militärangehörige, in Heidelberg-Rohrbach besichtigen und einen Eindruck aus Perspektive Asylsuchender bekommen. Neben typisch deutschem, grauem Regenwetter wurden wir freundlich von Herrn Schlör empfangen, der uns in einem kahlen und tristen Besprechungsraum zuerst über einige Daten und Fakten zum PHV informierte. Auch heute kommen täglich noch immer bis zu etwa 60 Asylsuchende aus vielen verschiedenen Ländern an und zum Zeitpunkt unseres Besuchs waren 1644 Menschen im PHV untergebracht. Die meisten Bewohner sind aus Nigeria, Eritrea und Syrien, jedoch sind aufgrund der hohen Fluktuation einer Erstaufnahmestelle verschiedene Länder stetig unterschiedlich stark vertreten. In Hochphasen vor drei Jahren kamen täglich bis zu zweitausend Menschen an, was für das Personal eine unglaubliche Ausnahmesituation darstellte. Regularien wurden zweitrangig, da es galt den Grundbedürfnissen der unzähligen geflüchteten Menschen schnellstmöglich gerecht zu werden und angemessene Unterkünfte und Verpflegung zu gewährleisten. Zudem konnte die technische Struktur unter diesen Umständen nicht rechtzeitig und ausreichend ausgebaut werden, weshalb die Registrierung zuerst ungeordnet ablief.
Mittlerweile läuft die Registrierung strukturiert ab: Allerdings hat mich bereits ein Schild, welches einem beim Betreten der Empfangshalle sofort ins Auge sticht (und mir kurz die Luft nahm), mit der Aufschrift „Freiwillige Ausreise“ schockiert. Der Ankunftsprozess beginnt mit Aufnahme der Personaldaten und eines biometrischen Bildes sowie dem Speichern des Fingerabdrucks. Besonders unangenehm empfand ich die Vorstellung, dass Hab und Gut der Asylsuchenden durchsucht und sie nur einen bestimmten Betrag ihres Vermögens behalten dürfen, ohne dass ihnen jemand erklärt was genau und warum dies geschieht. Denn für den ganzen Ablauf der Registrierung stehen dem Personal eher selten Dolmetscher zur Seite. Danach erhalten die Personen einen Ankunftsnachweis und ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Unbegleitete minderjährige Asylsuchende werden außerhalb des PHV in dafür vorgesehenen Einrichtungen untergebracht. Des Weiteren durchläuft jeder Asylsuchende am Folgetag seiner Ankunft einen Gesundheitscheck, bei welchem die Ärzte und das medizinische Personal vor die Herausforderung der Sprachbarriere gestellt werden. Hierbei behilft man sich unter anderem mit Bildkarten (s. Abb. 2, 3 & 4), aber auch mit digitalen Möglichkeiten, welche mit Videos der jeweiligen Muttersprache der Patienten unterstützen sollen (s. Abb. 5 & 6). Die Gesundheitsuntersuchung umfasst die Aufnahme eines Röntgenbildes beziehungsweise einen Bluttest bei schwangeren Frauen, um eine Erkrankung an Tuberkulose ausschließen zu können. Zudem besteht für jede asylsuchende Person die Möglichkeit zur Standardimpfung, welche auch zu 95-96% genutzt wird.
Auf dem Gelände der ehemaligen US-amerikanischen Wohnsiedlung von Militärangehörigen wurden längst nicht alle Gebäude renoviert, jedoch werden auch teilweise hergerichtete Gebäude nicht genutzt. Somit besteht im Notfall die Möglichkeit erneut eine große Anzahl Asylsuchender aufzunehmen. Außerdem wurden zwei Gebäude speziell für schutzbedürftige Menschen eingerichtet. Neben Gebäuden, die von asylsuchenden Personen bewohnt werden, befinden sich auch Räumlichkeiten für die Diakonie, das Rote Kreuz, die Bundesagentur für Arbeit sowie eine Kleiderkammer auf dem abgelegenen Gelände des PHV. Spezielle Einrichtungen zur Umsetzung für Bildungsmaßnahmen gibt es aufgrund der vergleichsweise kurzen Aufenthaltszeit einer Erstaufnahmezentrale wie es das PHV ist nicht, jedoch es Erstorientierungskurse sowie eine Kinderbetreuung. Ansonsten können die Bewohner zu jeder Zeit das PHV verlassen und wieder zurückkehren, so lange sie innerhalb der maximalen Aufenthaltsdauer von 6 Monaten gemeldet sind.





